Fünfter Tag - der kleine Prinz entdeckt andere Welten

 

Material: 7 verschiedenfarbige quadratische Baumwolltücher,Symbole für jeden Bewohner des jeweiligen Planeten: Krone = König, Hut = der Eitle, Flasche = Säufer,  Rechenspiel = Geschäftsmann, Windlicht = Laternenanzünder, Papier und Bleistift = Geograph, Erde = Globus und Schlange

Durchführung im Stuhlkreis: Nach einem Warmmachspiel lege ich die 7 Planeten auf den Boden im Stuhlkreis in unterschiedlicher Größe und Farbe. Ich erzähle das Märchen frei weiter und lege nach Inhalt das jeweilige Symbol auf den „Planeten“.

Der kleine Prinz befand sich mitten im Weltall. Andere Planeten wollte er besuchen, Er wollte sich beschäftigen, Erfahrungen sammeln und sich bilden.

Auf dem Ersten wohnte ein König. Der freute sich über einen neuen Untertanen, den er herumkommandieren konnte. Er  befahl gern: Komm her! Bring mir ein Glas Wasser! Hol mir schnell meine Schuhe!  Er befahl sogar der Sonne, unterzugehen. Aber dann war es sowieso Abend und sie war schon von allein dabei am Horizont zu verschwinden. Der kleine Prinz verabschiedete sich bald wieder und der König rief ihm noch nach: „Schade, dass du schon gehst! Ich mache dich zu meinem Gesandten!“ Die großen Leute sind sehr sonderbar, dachte der kleine Prinz.

Auf dem zweiten Planeten wohnte ein Eitler. „Ah, schau da, ein Bewunderer kommt zu Besuch.“ Und zum Gruß lüftete er seinen Hut. „Mach mir die Freude, bewundere mich! Ich bin nämlich der mit den schönsten Kleidern angezogene, der reichste und klügste Mensch auf dem Planeten.“ „Warum nimmst du das so wichtig?“ fragte der kleine Prinz, und machte sich davon. Die großen Leute sind sehr verwunderlich, stellte der kleine Prinz fest.

Den nächsten Planeten bewohnte ein Säufer. Der machte den kleinen Prinzen sehr traurig, wie er da zwischen den leeren und vollen Flaschen saß. Und er fragte: „Was machst du da?“  „Ich trinke. Ich trinke,  weil ich mich schäme, dass ich trinke“, erzählte der Säufer und senkte den Kopf. Der kleine Prinz verschwand schnell. Die großen Leute sind sehr, sehr wunderlich, sagte er zu sich selbst auf seiner Reise.

Der vierte Planet gehörte dem Geschäftsmann. Der war so beschäftigt, dass er nicht mal den Kopf hob als der kleine Prinz ankam. Der rechnete mit kleinen und großen Zahlen, rechnete sie zusammen und war gerade bei folgender Zahl angelangt: Fünfhundertundeine  Million sechshundertzweiundzwanzigtausendsiebenhundert- einunddreißig. Ein ernsthafter Mann war er, und Störungen mochte er gar nicht.     

„In vierundfünfzig Jahren bin ich nur drei Mal gestört worden“, erklärte er.  „Vor zweiundzwanzig Jahren war es ein Maikäfer, der von irgendwo hergeflogen kam und soviel Lärm machte, dass ich mich glatt verrechnete und vier Fehler machte.        Ich bin Geschäftsmann und mir gehören Fünfhundertundeine Million sechshundertzweiundzwanzigtausendsiebenhunderteinunddreißig Sterne.“    „Die gehören alle dir?“, staunte der kleine Prinz, „und was hast du davon, die Sterne zu besitzen?“

„Das macht mich reich. Ich besitze die Sterne, weil kein Anderer vor mir daran gedacht hat, sie zu besitzen. Ich verwalte sie, ich zähle sie immer und immer wieder.“

„Ich“, sagte der kleine Prinz, „ich besitze eine Blume, die ich jeden Tag gieße. Ich besitze drei Vulkane, die ich jede Woche fege. Es ist gut für meine Vulkane und  für meine Blume, dass ich sie besitze. Aber wofür ist es gut, dass die Sterne dir gehören?“ Die großen Leute sind entschieden ganz ungewöhnlich, sagte er zu sich, während er seine Reise fortsetzte.

Der fünfte Planet war der kleinste von allen. Da war gerade genug Platz für eine Straßenlaterne und einen Laternenanzünder. Seit einigen Jahren hatte der Planet begonnen sich schneller und schneller zu drehen. Jetzt dauerte der Tag nur noch eine Minute und auch die Nacht war nur eine Minute lang. Deshalb musste der Laternenanzünder ständig die Laterne für die Nacht anzünden, damit die Dunkelheit erleuchtet wurde und gleich wieder das Licht löschen weil ein neuer Tag begann.

Der Laternenanzünder war bisher der Einzige, den der kleine Prinz gern zum Freund gehabt hätte. Der war endlich Einer, der sich mit anderen Dingen beschäftigte. Der nahm sich selbst nicht so wichtig. Aber sein Planet war wirklich zu klein.  Da war kein Platz für zwei ... Dabei liebte der kleine Prinz die Sonnenuntergänge so sehr!

Der sechste Planet war zehnmal so groß. Hier wohnte ein alter Herr, ein Wissenschaftler, der viele wichtige Bücher schrieb. „Da schau, ein Forscher!“, rief er, als er den kleinen Prinzen sah. „Du scheinst mir geeignet für einen Auftrag. Erforsche den Planeten: Die Berge, den Ozean,  Flüsse, Wüsten und Städte. Erforsche sie und berichte mir. Ich bin Geograph, ich mache meine Arbeit hier am Schreibtisch. Ich werde in meine Landkarten das einzeichnen, was du erforscht hast.“    „Oh, das ist mal jemand mit einem richtigen Beruf. Ich bin allerdings auf der Durchreise. Ich besuche Planeten. Was raten Sie mir,  wohin soll ich gehen?“      „Auf den Planeten Erde. Da gibt es viel zu sehen.“

 Der siebte Planet war also die Erde.

Aber einmal auf der Erde, wunderte sich der kleine Prinz, keinen einzigen Menschen zu sehen. Es war Abend, die Sonne ging farbenprächtig unter und der kleine Prinz sagte  aufs Geratewohl: „Gute Nacht!“ „Gute Nacht“, antwortete die Schlange, die sich durch den Sand bewegte.  „Auf welchen Planeten bin ich gefallen?“, fragte der kleine Prinz. „Auf die Erde, du bist in Afrika, in der Wüste“, antwortete die Schlange.

„Wo sind die Menschen, es ist ein bisschen einsam hier.“ „In den Wüsten wohnen keine Menschen. Die Erde ist groß“, sagte die Schlange.

Der kleine Prinz setzte sich auf einen Stein, sah in den Nachthimmel hinein: „Ich frage mich, ob die Sterne leuchten, damit jeder eines Tages den seinen wiederfinden kann? Schau meinen Planeten an, er steht gerade über uns. Aber wie weit fort er ist!“

„Er ist schön, sagte die Schlange.“ Und sie redeten noch lange miteinander.

Auf seinem Weg durch die Wüste begegnete er nur einer Blume mit drei Blütenblättern, einer ganz armseligen Blume Auf seine Frage, wo denn die Menschen sind, antwortete sie: „Vor Jahren habe ich sie gesehen. Aber man weiß nie, wo sie sind. Der Wind verweht sie. Es fehlen ihnen die Wurzeln.“

„Adieu“, sagte der kleine Prinz. „Adieu“, sagte die Blume.

Der kleine Prinz stieg auf einen hohen Berg. „Von dort aus werde ich den ganzen Planeten und alle Menschen sehen.“ Aber er sah nichts als die anderen Bergspitzen.

Was er auch vom Berg aus rief, die gleichen Worte kamen zurück. „Wie merkwürdig,

wie phantasielos! Zuhause hatte ich eine Blume: Sie sprach immer zuerst .....“

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